In den Vulkan-Hofgärten

Eine Baustelle muss schon weitreichende Fantasien im Gehirn eines Wohnungssuchenden freisetzen, wenn der/die sich innerhalb einer Stunde vorstellen kann, sein Erbe in 75 qm Berliner Wohnraum zu versenken.

Aber es geschah genau so: Zwei alte Häuser sprachen während der Besichtigung ihrer Ruinen zu uns. Dass wir uns letztendlich für die Mühsamstraße entschieden, war dem ökologischen Energiekonzept (Erdwärme und Solaranlage) und nicht zuletzt einer KfW-Mittelförderung geschuldet, auch die Maklerkosten entfielen, weil ich über das Internet zufällig auf den Bauträger selbst stieß.

Bauchschmerzen bekam ich allerdings, als ich am Tag des Vertragsabschlusses erstmalig meine Wohnung besichtigte. Der Mieter, es war der Letzte im ganzen Haus, war erst am Tag zuvor ins Nachbarhaus gezogen und er hatte darauf verzichtet, einen großen Teil seiner Möbel mitzunehmen. Es hing auch noch ein Che Guevara-Plakat an der Badezimmertür und unser Hund interessierte sich außerordentlich für den Inhalt der Küche.

Ich fühlte mich auf einmal auf der anderen Seite stehen, dort wo ich noch nie sein wollte und meiner Meinung nach auch nicht hin gehörte.

Aber ich wusste auch, es hätte schnell einen anderen Käufer für das 2. Obergeschoss links im Gartenhaus gegeben, wenn ich meinen Gefühlen nachgegeben hätte und so unterzeichnete ich im September 2009 den Kaufvertrag.

"Silvester 09 können sie schon in Ihrer Wohnung feiern", sicherte mir der Bauträger zu...

Ich hatte sehr konkrete Vorstellungen von meiner Berliner Wohnung. Unter denen litt ein sehr energischer Bauleiter, der in vielen Telefonaten, mails und Faxen eine Engelsgeduld bewies. Es wurde September 2010, bis wir nach Berlin kamen, zwei Matratzen kauften und den Umzug planten. 

Die Möbel meiner Großeltern kehrten zu ihrem Ursprung zurück. Sie kamen aus Steglitz, zogen an den Bodensee, fristeten im Taunus im Keller ihr Dasein, begleiteten meine Eltern in den Westerwald und erleben jetzt eine Renaissance in Friedrichshain. 

"Die Wohnung trägt Deine unverwechselbare Handschrift", so bezeichnete es eine Freundin, die bei ihrem Berlinbesuch zu Weihnachten noch im Hotel wohnte, aber einfach neugierig war zu sehen, was aus den Luftschlössern, die ich baute, entstanden ist.

Ich hoffe, meine Handschrift trifft Ihren Geschmack und Sie fühlen sich in der Mühsamstraße 69 genau so wohl wie ich.

Sie öffnen die Wohnungstür und links fällt ihr Blick auf eine Wandtasche, in der Sie Stadtpläne, Theaterprogramme, Stadtführungsvorschläge, Museums- Galerie- und Restaurantempfehlungen finden. 

 

Detailliertere Informationen finden Sie im "Roten Buch" in der Küche, das ich versuche, immer auf einem aktuellen Stand zu halten. Dieser orientiert sich natürlich an meinen eigenen Berlin-Erfahrungen. 

Andere entnehmen Sie aus dem neuesten "Zitty" oder "TIP", das zeitversetzt alle 14 Tage neu erscheint und Ihnen das Berlin der Bühnen, des Kabaretts, der Konzerte, Events, des Films, der Märkte, der Stadtführungen und aller Premieren in der Stadt offeriert. Außerdem steht im redaktionellen Teil viel Interessantes über Berlin und die Berliner, sehr informativ für den Hauptstadtbesucher, der die übelsten Touristenfallen umsegeln möchte.

Für gute Tipps bin ich auch jedem von Ihnen dankbar, denn auch ich kann nach zwölf Jahren Berlinbesuchen noch lange nicht wie John F. Kennedy beim Ersten von mir sagen: „Ich bin ein Berliner!“

Legen Sie Visitenkarten von urigen Kneipen, Restaurants, in denen Sie lecker gegessen haben und Flyer interessanter Galerien, trendiger Läden, von Hinterhoftheatern und spannenden Musikevents einfach in den Korb auf dem Küchenschrank, in dem Sie das „Rote Buch“ vorfinden. Persönliche Rezensionen sind besonders willkommen. Schreiben sie auch ruhig etwas über ihre schauerlichsten Erfahrungen, der nächste Gast dankt es Ihnen!

 

Sie sind ja sicherlich nicht nach Berlin gekommen, um täglich ein mehrgängiges Menu für Ihre Familie zu kochen, aber wenn Sie es wollen, können Sie es!

Die Küchenzeile beherbergt neben Spülmaschine, Mikrowelle, Kaffeemaschine auch Vierplatten-Cerankochfeld und Backofen. Ein Edelstahlkühl- und Gefrierschrank hält nicht nur Bier, Wein und Schampus kalt, sondern bunkert all Ihre frischen Einkäufe, denen Sie auf dem Wochenmarkt in Friedrichshain,  Prenzlauerberg oder im Gourmettempel zwei Straßenecken weiter nicht widerstehen konnten.

In der Küche können an einem runden massiven Eichenholztisch gemütlich vier  Leute essen, braucht man mehr Platz, lässt sich der Jugendstiltisch im Gästezimmer zweimal ausziehen und bietet Platz für zwölf Personen.

Ein Wort zur Mülltrennung: Unter dem Spülbecken befinden sich vier Abfallbehälter (Papier, Kunststoff, Biomüll, Restmüll). Für diesen Müll finden Sie  im Hof den entsprechenden Container, ebenso für Altglas.

Eine zweiflügelige Glastür öffnet bei warmem Wetter die Wohnung zum Hof hin, ob opulentes Frühstück, Lust  auf ein ein Sonnenbad oder ein Schlummertrunk am Abend, der große Balkon unter dem Dach der alten Platane verbreitet Ferienstimmung pur.

Denken Sie aber bitte nach 22 Uhr daran, dass Sie nicht mehr in der Loge der Staatsoper weilen oder beim Open-Air-Konzert im Olympia-Stadion gerade noch die alten Songs der Rolling Stones mit gegrölt haben. Der Balkon ist keine Konzertbühne. Ihre Mitbewohner in der Mühsamstraße 69 danken es Ihnen, sie leben nämlich immer hier und können morgens meist nicht ausschlafen. Dafür können Sie auch das Fenster nachts offen lassen, Sie werden frühmorgens nichts anderes als die Vögel zwitschern hören.

 

Das Gästezimmer hat neben dem schon erwähnten Jugendstiltisch mit sechs Stühlen, ein modernes Doppelbett mit antiallergen ausgestatteten Matratzen und Bettzeug. Vom Bett aus können Sie den neuen Tag begrüßen, wer außerdem wissen will, wie warm er sich anziehen muss, kann der Sonne auf dem Balkon zum zweiten Hinterhof zu blinzeln. Ein bequemer Korbsessel ist leicht für Sonnenanbeter auf den Balkon zu tragen.

Eine sehr interessante Auswahl von Berlin-Büchern sind vom Westerwald in die Mühsamstraße umgezogen. 

 

Sie finden in meiner Bibliothek die besonderen Stadtführer, ob sie über die grenzenlosen Grenzgänge, unterirdischen Bunker oder überirdische Theaterstücke informieren, sie erleben das Berlin aus meiner Sicht, einer sehr individuellen Wahrnehmung. Aber alles andere finden sie auch überall sonst.

Dafür können sie mit einem Glas Rotwein in der Badewanne die 70er Jahre Comics von Chlodwig Poth an sich vorüber ziehen lassen, damals waren Sie vielleicht noch dabei, heute schwelgen sie in Ihren Erinnerungen, sie seien Ihnen gegönnt. Aber auch Theodor Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Brechts berlinspezifische Theatererfahrungen, Sven Regeners „Der Herr Lehmann“ und die irren Texte der poetry-slammer, die sich durch Szenekneipen bis ins Deutsche Theater vorgedichtet haben, finden Sie in meinem Glasregal.

 

Das Kaminzimmer ist mein ureigenes Berlinrefugium. Da ich aber zur arbeitenden Bevölkerung zähle, kann ich viel zu selten in meiner Lieblingsstadt sein.

Dieses Zimmer hat wie die Küche einen direkten Zugang zum Innenhof-Balkon, es ist von der Einrichtung aber mehr als Arbeitszimmer konzipiert.    

 

Da beide Zimmer sehr groß sind und in jedem ein Doppelbett steht, bietet die Wohnung vier Erwachsenen, aber auch einer Familie mit zwei Kindern ein komfortables Dach über dem Kopf.

Wer viel Platz für sich oder zu zweit haben möchte, kann mit wenigen Handgriffen aus dem TOJO-Bett im Esszimmer ein gemütliches Sofa gestalten.  

 

Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Aufenthalt in den Vulkanus-Hofgärten, fühlen Sie sich wie zu Hause in meinen Friedrichshainer-Vier-Wänden und auch, wenn Sie ihren Koffer wieder mitnehmen, lassen Sie Ihre Gedanken und Gefühle da und diese Wohnung wird wachsen mit jedem netten Menschen, der hier gewohnt hat!